Schmierstoff-Klassifikationen


Motorenöle

ACEA-Spezifikation
Nach dem Scheitern der US-amerikanischen CCMC (Committee of Common Market Automobile Constructors) und dem damit verbundenen Vakuum formierte sich in Europa die ACEA (Association des Constructeurs Européens d`Automobiles). Die ACEA-Klassifiktionen gelten seit dem 1 Januar 1996 und wurden schon mehrmals modifiziert. Da das Prüfdatum eines angebotenen Öls nicht genannt wird, ist nicht transparent, welchem Stand die ACEA-Spezifikation entspricht. Die Ölhersteller legen die Einstufung selbst fest. Sie wird weder - wie bei den Herstellerfreigaben - zentral gelistet noch von neutraler Stelle kontrolliert.

API-Klassifikation
Das American Petroleum Institute (API) hat gemeinsam mit den amerikanischen Fachvereinigungen ASTM (American Society for Testing and Materials) und SAE (Society of Automotive Engineers Inc. New York) eine eigene Klassifikation geschaffen. Die Einteilung erfolgt durch Selbstzertifizierung nach den Anforderungen unterschiedlicher Betriebsbedingungen und Motorkonstruktionen. In standardisierten Motorentests prüfen die Schmierstoffhersteller eigenverantwortlich ihre Produkte ab.

Das API selbst prüft nicht. Eine Listung bei API ist gegen Bezahlung entsprechender Lizenzgebühren in Höhe von mindestens 6000 US-Dollar zuzüglich Umsatzbeteiligung möglich und erlaubt die Nutzung des API-„Donut“.

ASTM
American Society for Testing and Materials

CCMC-Spezifikation
CCMC (Committee of Common Market Automobile Constructors) wurde 1996 durch ACEA abgelöst und ist nicht mehr gültig. Da die Abprüfungen zur API-Klassifikation und zu den MIL-Spezifikationen nur auf großvolumigen und niedertourigen amerikanischen V8-Motoren stattfinden und die Anforderungen, die ein europäischer Motor mit weniger Hubraum und höhere
Drehzahl stellt, nur unvollständig abgedeckt werden, hatte das CEC (Coordinating European Council for the Development of Performance Tests for Lubricants and Engine Fuels) zusammen mit dem CCMC auf europäische Motoren abgestimmte Prüfstandards erarbeitet.

CEC
Coordinating European Council for the Development of Performance Tests for Lubricants and Engine Fuels

EMA
In der Engine Manufacturers Association haben sich Motorenhersteller wie Caterpillar, Cummins und John Deere zusammen geschlossen und arbeiten in vielen Gremien mit.

Fahrzeugherstellerfreigaben
Während die Schmierstoffhersteller ihre Produkte meist selbst zertifizieren und die Qualitätseinstufung in Eigenregie festlegen, unterliegen die Fahrzeugherstellerfreigaben strengen Kontrollen und werden zentral gelistet. Im Zweifel gibt also die entsprechende Freigabe eines Fahrzeugherstellers zusätzliche Sicherheit beim Ölkauf.

Global
ACEA, EMA und JAMA erarbeiten unter dem Dach von Global gemeinsam Testprozeduren für Schmierstoffe. Vergleichbar zu API oder ACEA handelt es sich auch hier um eine Selbstzertifizierung und nicht um die Einstufung durch eine neutrale Institution.

ILSAC
Das International Lubricant Standardization Advisory Committee (ILSAC) basiert auf API-Prozeduren, stellt jedoch zusätzliche Anforderungen an Motorenöle. ILSAC-Spezifikationen sind hauptsächlich im asiatischen und amerikanischen Fahrzeugmarkt von Bedeutung.

ISO
International Organization for Standardization

JAMA
Die Japan Automotive Manufacturers Association (JAMA) spezifiziert eigene Standards und wirkt in internationalen Arbeitsgruppen mit. Für den deutschen Markt sind die Spezifikationen wenig relevant.

JASO
Die Spezifikationen und Prüfvorschriften der Japanese Automotive Standards Organisation (JASO) sind in Europa nur für Zweitakt- Motorenöle und Motorradschmierstoffe von Interesse.

MIL-Spezifikation
Die MIL-Spezifikation der US-Streitkräfte definiert Mindestanforderungen für Motorenöle. MIL fordert bestimmte physikalische und chemische Daten sowie einige standardisierte Motorentests. Während die MIL-Spezifikationen früher auch im zivilen Bereich eine Rolle spielten, ist die Bedeutung zumindest für den deutschen Markt stark zurückgegangen.

SAE
Society of Automotive Engineers Inc. New York

Getriebeöle
Bei modernen PKW ist vielfach kein Getriebeölwechsel mehr erforderlich. Fahrzeughersteller, Mineralölfirmen und Getriebebauer entwickeln gemeinsam spezielle Hochleistungsöle für „fill for life“ mit 150.000 km und 240.000 km Standvermögen. Diese Öle gibt es nicht im Supermarkt oder an der Tankstelle, sondern nur als Original-Ersatzteil vom Fahrzeughersteller. Ältere PKW und die meisten LKW verlangen noch Öle nach API bzw. Fahrzeugherstellerfreigaben. Achsgetriebe erfordern Öle mit exzellentem Verschleißverhalten. In Sperrdifferentialen verhindert zusätzlich eine Limited-Slip-Wirkung des Öls das Gleitrucken und verbessert die Fahrbarkeit. In Automatikgetrieben kommen spezielle Öle mit genau definierter Reibcharakteristik zum Einsatz. Bei zu guter oder zu schlechter Schmierung verändern sich Schaltqualität und Schaltpunkte. Es kann zum berüchtigten Schaltrucken kommen. Bis 1981 verwendeten General Motors (DEXRON®) und Ford (MERCON®) Öle mit unterschiedlicher Reibcharakteristik. Seit der Angleichung dieser beiden Spezifikationen orientieren sich alle Hersteller an der DEXRON® Spezifiktion. Für stufenlose Automatikgetriebe (CVT-Getriebe) werden zum Teil ATF-Öle verwendet, es sind aber auch spezielle CVT-Öle in Entwicklung. Manche Hersteller empfehlen für den Einsatz in Schaltgetrieben auch ATF- oder Motorenöle. Die Klassifikation erfolgt nach API- und MIL.

Traktoröle

Universalöle
Zur Sortenreduzierung, und um die Gefahr von Verwechslungen zu verringern, haben sich in der Landwirtschaft, im Forst und in der Bauindustrie Universalschmierstoffe nach STOU, TOU und UTTO durchgesetzt. Spezifische Freigaben der Hersteller sind die Ausnahme.

STOU
Super Tractor Oil Universalschmieröl für Turbodieselmotoren, Getriebe einschließlich „nasse Bremsen“ und Hydrauliksysteme

UTTO
Universal Tractor Transmission Oil Schmieröl für Getriebe einschließlich „nasse Bremsen“ und Hydrauliksysteme. Ungeeignet für Motoren.

TOU
Tractor Oil Universalschmieröl für Saugdieselmotoren, Getriebe ohne „nasse Bremsen“ und Hydraulik-Systeme. TOU-Öle erfüllten die Anforderungen älterer Landmaschinen und wurden durch die moderneren STOU und UTTO-Öle abgelöst.

Copyright Heiner Jakob

Technische Redaktion Liqui Moly