Alle Eisenwerkstoffe folgen dem natürlichen Drang, in ihren Ursprungszustand zurück zu kehren: Eisenoxid - besser bekannt unter dem Begriff „Rost“. Die braune Pest bevorzugt heimtückischerweise Bereiche, die sich dem normalen Zugriff entziehen, als da sind Hohlräume, Ritzen und Fugen. Ein Hohlraum ganz besonderer Art ist der Kraftstofftank, beinhaltet er doch bei normaler Füllung den Energiegehalt, ausreichend ganze Häuser in die Luft zu jagen, vorausgesetzt es stünde für die chemische Reaktion gleichzeitig genügend Sauerstoff zur Verfügung. Böse Zungen behaupten, dass heutige Kraftfahrzeuge, wären sie neuerdings erst erfunden worden, heute keine Chance hätten, für den Straßenverkehr zugelassen zu werden - aus dem eben genannten Grund. Nun, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so reiten wir auf zweirädrigen Energietransportern unbeschwert durch die Gegend. Kein Problem, solange die brisante Flüssigkeit dort bleibt, wo sie hingehört - im gut verschlossenen Tank. Was aber, wenn - siehe oben - Rostfraß den ehedem soliden Blechmantel auf eine dünne Folienhaut reduziert hat, allenfalls stabilisiert von mehreren Schichten Spachtelmasse, Füller, Grundierung und Lack. Ein ansonsten harmloser Asphaltwischer hätte fatale Folgen. Jeder weiß, wie die Funken sprühen, wenn Stahl über die Fahrbahn kratzt. Ein paar Tropfen Sprit dazu, und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Tanksanierung ist mehr als Kosmetik und Funktionssicherung. Hier geht es um elementare Fragen der Sicherheit.
Wer in der glücklichen Lage ist, einen Tank mit guter Substanz zu besitzen, dem stellt sich die Frage, wie er diesen Zustand für die Zukunft konservieren kann. Das Angebot an Tanksanierungssets ist groß. Man hat die Qual der Wahl. „Die“ einzig richtige Methode gibt es nicht. Es entscheidet der Einzelfall. Geht es „lediglich“ darum, einen innen leicht angefressenen Tank zu sanieren, für den es notfalls aus dem Ersatzteilregal Ersatz gibt, spricht nichts gegen eine Tankinnenbeschichtung mit Speziallack. Bei sorgfältiger Ausführung ist von einer gewissen Dauerhaltbarkeit auszugehen, die jedoch nicht unendlich ist. Als nachteilig kann sich erweisen, dass die Innenlackierung sozusagen irreversibel ist und ein Ausbeulen nahezu unmöglich erscheinen lässt.
Gibt es eine Alternative zur Innenbeschichtung auf Lackbasis?
Es gibt sie, aber sie ist teuer. Dennoch lohnt sie, wenn ein Ersatztank weder für Geld noch gute Worte zu beschaffen wäre. Es geht um eine chemische Innenbeschichtung auf Nickelbasis. Die mindestens 0,02 mm dicke Nickelschicht bietet einen nahezu unbegrenzt haltbaren Korrosionsschutz. Sie kann nicht abplatzen oder unterwandert werden. Der Vorgang des chemischen Vernickelns findet bei 90 bis 92 Grad Celsius statt und erfordert eine ständige Aufmerksamkeit, da die Zusammensetzung des Bades immer wieder ergänzt werden muss, so, wie der Nickel sich am Blech anlagert. Ferner muss der Tank permanent in Bewegung bleiben, um einen gleichmäßigen Auftrag zu gewährleisten. Der Galvaniseur ist also bei einer Vollsanierung, d.h. mit vorheriger Reinigung und Entrostung, einige Stunden beschäftigt, und das hat auch seinen Preis. Die Firma Kreile in Frankfurt veranschlagt etwa 250 Euro, unabhängig von der Größe des Tanks, da die benötigte Arbeitszeit den Preis bestimmt und weniger der Chemikalienverbrauch.
Rost raus - Nickel rein!
Hat man sich für das chemische Vernickeln entschieden, ist zu überlegen, den Tank innen und außen zu beschichten, Das hat für den Galvaniseur den Vorteil, dass er den Tank komplett ins Bad hängen kann. Für den Restaurator bedeutet der Nickel einen perfekten Korrosionschutz innen wie außen und eine ideale Basis für den Lackierer. Es versteht sich von selbst, dass der Tank dem Galvaniseur komplett entlackt übergeben werden muss (auch in Ritzen und versteckten Stellen!). Beulen und andere Schäden müssen ebenfalls vorher fachgerecht beseitigt werden.
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